Legen Haie Eier? Diese Frage stellen sich viele, die sich mit der faszinierenden Welt der Haie beschäftigen – und die Antwort ist spannender, als man denkt: Einige Haiarten legen tatsächlich Eier ab, während andere lebende Junge gebären. Zusätzlich gibt es Zwischenformen wie die Ovoviviparie, bei der sich die Eier im Mutterleib entwickeln. In diesem Beitrag erfährst du, welche Fortpflanzungsformen es bei Haien gibt, wie sich eierlegende und lebendgebärende Arten unterscheiden – und warum die Vielfalt der Hai-Fortpflanzung ein echtes Wunder der Natur ist.
Legen Haie Eier? – Die kurze Antwort vorweg
Ja, einige Haie legen Eier, andere bringen lebende Junge zur Welt – und manche machen beides auf ihre eigene Art. Haie gehören zu den wenigen Tiergruppen, bei denen sich verschiedene Fortpflanzungsformen parallel entwickelt haben. Insgesamt lassen sich drei Hauptformen unterscheiden:
- Ovipar: Eierlegend – z. B. Katzenhaie oder Bambushaie
- Vivipar: Lebendgebärend mit Plazenta – z. B. Hammerhaie oder Tigerhaie
- Ovovivipar: Eientwicklung im Mutterleib ohne Plazenta – z. B. Sandtigerhaie
Welche Methode ein Hai nutzt, hängt von seiner Art, seinem Lebensraum und seiner Evolution ab. Genau diese Vielfalt macht das Fortpflanzungssystem der Haie so außergewöhnlich – und genau deshalb lohnt sich ein genauer Blick.
Fortpflanzung bei Haien: Ein Überblick
Haie sind nicht nur faszinierende Jäger, sondern auch bemerkenswerte Reproduktionsstrategen. Anders als viele Knochenfische betreiben Haie eine interne Befruchtung – das bedeutet: Das Männchen überträgt seine Spermien mithilfe spezieller Begattungsorgane (sogenannte Klaspern) direkt ins Weibchen.
🦈 Paarungsverhalten unter Haien
Die Paarung verläuft bei vielen Arten recht rau. Männchen halten das Weibchen mit dem Maul fest, was bei einigen Haiarten zu Bissspuren führt – ein normales, wenn auch grobes Fortpflanzungsverhalten. Manche Arten bilden sogar Paarungsgruppen oder balzen über längere Zeit.
🔬 Besonderheit: Unterschied zu anderen Fischen
Bei den meisten Knochenfischen findet die Befruchtung extern statt – Eier und Spermien werden ins freie Wasser abgegeben. Haie hingegen befruchten intern, was ihnen ermöglicht, weniger Eier mit höherer Überlebenschance zu produzieren. Diese Strategie ist evolutiv besonders erfolgreich in Lebensräumen, in denen Schutz und Nahrung begrenzt sind.
- Schnetzer, Julia(Autor)
📊 Fortpflanzung und Reife
Viele Haiarten erreichen die Geschlechtsreife erst sehr spät – teilweise erst nach 10–15 Jahren. In Kombination mit einer niedrigen Fortpflanzungsrate macht sie das besonders anfällig für Überfischung.
💡 Fazit dieses Abschnitts: Die Fortpflanzung bei Haien ist deutlich komplexer als bei den meisten anderen Fischen – und ein entscheidender Grund dafür, warum ihr Schutz so wichtig ist.
Welche Haiarten legen Eier? (ovipar)
Nicht alle Haie gebären lebende Junge – rund ein Drittel aller bekannten Haiarten legen Eier. Diese Fortpflanzungsform wird als Oviparie bezeichnet. Die Embryonen entwickeln sich außerhalb des Körpers im Ei, geschützt durch eine robuste, oft lederartige Eikapsel, die im Meer sicher verankert wird.
🥚 Wie sehen Hai-Eier aus?
Hai-Eier sind meist von einer spiralförmigen oder kantigen Hülle umgeben, die sie vor Fressfeinden und Wellengang schützt. Viele von ihnen werden als „Meerjungfrauen-Geldbörsen“ bezeichnet – eine volkstümliche Bezeichnung, die auf ihre flachen, rechteckigen Formen mit langen Fäden an den Enden anspielt. Diese Anhänge helfen dabei, das Ei an Algen, Felsen oder Korallen festzusetzen.

📋 Beispiele für eierlegende Haiarten (Auswahl):
- Kleingefleckter Katzenhai (Scyliorhinus canicula)
- Zebrahai (Stegostoma tigrinum)
- Epaulettenhai (Hemiscyllium ocellatum)
- Bambushai (Chiloscyllium sp.)
- Schwarzpunkt-Katzenhai (Scyliorhinus stellaris)
Diese Arten legen meist einzeln oder paarweise Eier ab. Die Entwicklung im Ei kann – je nach Wassertemperatur – mehrere Monate dauern. In dieser Zeit wächst der Embryo vom Dottersack ernährt heran, bis er als kleiner, selbstständiger Mini-Hai schlüpft.
🌍 Lebensraum & Schutzverhalten
Eierlegende Haie bevorzugen häufig flachere, strukturreiche Meeresbereiche, in denen ihre Eier gut verborgen abgelegt werden können. Manche Arten suchen gezielt Höhlen, Felsspalten oder Algenfelder auf.
💡 Mein Tipp: Wer taucht oder schnorchelt, kann mit etwas Glück leere oder bewohnte Hai-Eier an Seegraswiesen oder Felskanten entdecken – bitte nicht berühren! Viele Tauchschulen bieten eigene Kurse zum Erkennen von Eikapseln an.
Welche Haiarten bringen lebende Jungtiere zur Welt (vivipar)
Neben eierlegenden Arten gibt es viele Haie, die ihre Nachkommen lebend zur Welt bringen. Diese Fortpflanzungsmethode wird Viviparie genannt und ähnelt – zumindest funktionell – der Fortpflanzung bei Säugetieren: Die Embryonen entwickeln sich im Mutterleib und werden dort durch eine Art Plazenta oder über Dottersackverbindungen versorgt.
🦈 Wie funktioniert Viviparie bei Haien?
Nach der inneren Befruchtung entwickelt sich der Embryo direkt im Uterus des Weibchens. Die Versorgung erfolgt entweder:
- über eine Dottersack-Plazenta (z. B. bei Hammerhaien)
- oder durch Histotrophie – eine Form von Gebärmuttersekret, das vom Weibchen produziert wird (z. B. bei Blauhaien)
Nach einer Tragzeit von mehreren Monaten bringt das Weibchen voll entwickelte, selbstständige Jungtiere zur Welt – oft in flachen Küstengewässern, die als sogenannte „Kinderstuben“ dienen.
📋 Beispiele für vivipare Haiarten:
- Hammerhai (Sphyrna lewini)
- Tigerhai (Galeocerdo cuvier)
- Sandbankhai (Carcharhinus plumbeus)
- Schwarzspitzen-Riffhai (Carcharhinus melanopterus)
- Blauhai (Prionace glauca)
📈 Anzahl & Größe der Jungen
Vivipare Haie haben je nach Art sehr unterschiedliche Wurfgrößen: Während ein Tigerhai bis zu 80 Junge gebären kann, bringen Hammerhaie oft 10–40 Nachkommen zur Welt. Die Jungtiere sind bei der Geburt meist 30 bis 70 cm lang – also erstaunlich groß für Meeresräuber in ihrer ersten Lebensminute.

💡 Wusstest du? Viele vivipare Haiarten bringen ihre Jungen in bestimmten Regionen immer wieder zur Welt. Diese „Geburtszonen“ sind besonders empfindlich gegenüber menschlicher Störung – und deshalb oft Teil von Schutzprogrammen.
Ovoviviparie – das Zwischending: Ei im Mutterleib
Neben eierlegenden und lebendgebärenden Haien gibt es eine faszinierende Mischform: die Ovoviviparie. Hierbei entwickeln sich die Jungen zwar aus Eiern, diese werden jedoch nicht nach außen abgelegt, sondern im Mutterleib ausgebrütet. Die Jungtiere schlüpfen kurz vor oder direkt bei der Geburt – und kommen bereits vollständig entwickelt zur Welt.
🔍 Wie funktioniert Ovoviviparie?
- Die Eier werden im Uterus befruchtet und bleiben dort bis zum Schlüpfen.
- Der Embryo ernährt sich ausschließlich vom Dottersack innerhalb des Eies.
- Es findet keine Plazenta und keine direkte Nährstoffzufuhr durch das Muttertier statt.
- Die „Geburt“ besteht letztlich im Ausstossen der fertig entwickelten Jungtiere, nicht in einer klassischen Lebendgeburt.
📋 Beispiele für ovovivipare Haiarten:
- Sandtigerhai (Carcharias taurus)
- Fuchshai (Alopias vulpinus)
- Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus)
- Riesenhai (Cetorhinus maximus)
⚠️ Besonders kurios: Intrauteriner Kannibalismus
Bei manchen ovoviviparen Arten – etwa dem Sandtigerhai – kommt es zu einem extremen Überlebensprinzip: Die stärksten Embryonen fressen ihre Geschwister im Mutterleib, bevor sie geboren werden. Dieses Verhalten nennt man intrauterinen Kannibalismus (Adelphophagie) – ein drastisches, aber effektives Mittel, um nur die stärksten Nachkommen hervorzubringen.
💡 Faszinierend, aber wahr: Die Kombination aus Eientwicklung, Schutz im Mutterleib und hochentwickeltem Nachwuchs macht Ovoviviparie zu einer der effektivsten Fortpflanzungsstrategien in der Tiefsee.
Wie entwickeln sich Haie im Ei?
Bei eierlegenden und ovoviviparen Haiarten findet ein großer Teil der Entwicklung innerhalb einer schützenden Eikapsel statt. Der Prozess ist langsam, faszinierend – und hängt stark von den Umweltbedingungen ab.
Die Eikapsel – Schutzschild der Embryos
Hai-Eier sind in der Regel von einer ledrigen, widerstandsfähigen Hülle umgeben. Diese schützt den wachsenden Embryo vor mechanischen Einflüssen und Fressfeinden. In den meisten Fällen werden die Kapseln an festen Untergründen wie Algen, Felsen oder Korallen befestigt.
Entwicklung & Wachstum
- Der Embryo ernährt sich ausschließlich vom enthaltenen Dottersack, der ihn über Wochen oder Monate versorgt.
- Während der Entwicklung durchläuft das Haiembryo alle wichtigen Stadien: Kiemenbildung, Flossenwachstum, Bewegungskoordination.
- Am Ende schlüpft ein vollständig entwickelter Mini-Hai, der sofort eigenständig schwimmen und jagen kann.
Wie lange dauert die Entwicklung?
Die Dauer hängt stark von der Art und der Wassertemperatur ab.
- In kälteren Regionen oder bei Tiefseehaien: bis zu 12 Monate oder länger
- In warmen Gewässern: Entwicklung oft nach 2–3 Monaten abgeschlossen
💡 Taucher-Tipp: Leere Eikapseln – die „Mermaid Purse“ – findest du oft an Stränden oder im flachen Wasser. Wenn du welche mit Inhalt entdeckst: bitte liegen lassen und nicht berühren – sie sind oft noch bewohnt.
Warum gibt es so viele Unterschiede in der Hai-Fortpflanzung?
Dass Haie so unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien nutzen – vom Eierlegen bis zur lebendgebärenden Geburt – ist kein Zufall. Es handelt sich um evolutionäre Anpassungen, die es verschiedenen Haiarten ermöglichen, in völlig unterschiedlichen Lebensräumen erfolgreich zu überleben.
🌍 Lebensraum beeinflusst Fortpflanzung
- Tiefseehaie oder Arten, die in abgelegenen Regionen leben, legen oft Eier, da weniger Räuber vorhanden sind – die Jungen können sich in Ruhe entwickeln.
- Küsten- und Hochseehaie, die sich schnell bewegen und weite Strecken zurücklegen, bringen lebende Junge zur Welt – das erhöht ihre Überlebenschancen in bewegten, offenen Gewässern.
🧬 Evolutionäre Vorteile der Vielfalt
- Oviparie: Kostengünstiger für das Muttertier, aber riskanter für den Nachwuchs
- Viviparie: Hoher Aufwand, aber besserer Schutz der Embryonen
- Ovoviviparie: Guter Kompromiss aus beidem – besonders in räuberreichen oder instabilen Habitaten
Diese Vielfalt zeigt, wie flexibel und anpassungsfähig Haie im Lauf der Evolution geworden sind – ein Grund, warum sie seit über 400 Millionen Jahren erfolgreich unsere Ozeane bewohnen.
💡 Fun Fact: Einige Haiarten haben sich ihre Fortpflanzungsform mehrfach „neu erfunden“. Fossile Funde zeigen, dass sowohl Eierleger als auch Lebendgebärer schon sehr früh in der Evolution existierten.
Seltene und kuriose Fortpflanzungsformen bei Haien
Neben den klassischen Fortpflanzungsmethoden überraschen Haie auch mit ungewöhnlichen und wissenschaftlich faszinierenden Ausnahmefällen. Diese zeigen, wie vielseitig und anpassungsfähig Haie wirklich sind – selbst bei der Reproduktion.
Parthenogenese – Haiweibchen ohne Männchen
Einige Haiarten sind in der Lage zur sogenannten Jungfernzeugung (Parthenogenese). Dabei entstehen Nachkommen ohne Befruchtung durch ein Männchen – das Erbgut stammt ausschließlich vom Weibchen.
Belegt ist dies etwa bei:
- Schwarzspitzen-Bambushai
- Zebrahaien in Aquarien
💡 Diese Art der Fortpflanzung ist äußerst selten und meist eine Notlösung, wenn keine Männchen verfügbar sind.
Zwei Uteri, verschiedene Väter – Mehrfachbefruchtung
Bei manchen Arten, z. B. dem Blauhai, kann ein Weibchen mehrere Eizellen von verschiedenen Männchen befruchten lassen – sogar in einem einzigen Wurf. Das bedeutet: Die Jungtiere im Mutterleib haben unterschiedliche Väter.
Das erhöht die genetische Vielfalt und damit die Überlebenschancen.
🦈 Die Rekordhalter unter den Haien
- Größter Wurf: Der Tigerhai – mit bis zu 80 lebenden Jungen
- Längste Tragezeit: Der Dornhai – mit bis zu 2 Jahren Tragzeit
- Frühreifster Nachwuchs: Sandtigerhaie – deren Embryonen sind schon vor der Geburt echte Räuber
💡 Wissenschaftlich spannend: Viele dieser Besonderheiten wurden erst in den letzten Jahrzehnten durch Beobachtungen in Aquarien oder durch moderne Forschung entdeckt – und zeigen, dass wir über Haie noch längst nicht alles wissen.
- Sarano, Franҫois(Autor)
Fazit: Eier, Jungtiere & Vielfalt – So faszinierend pflanzen sich Haie fort
Die Frage „Legen Haie Eier?“ lässt sich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten – denn Haie sind wahre Meister der Vielfalt, wenn es um ihre Fortpflanzung geht. Manche Arten legen robuste Eier ab, andere bringen lebende Jungtiere zur Welt, und wieder andere kombinieren beides auf einzigartige Weise.
Ob eierlegend (ovipar), lebendgebärend (vivipar) oder ovovivipar, Haie haben im Lauf der Evolution beeindruckende Strategien entwickelt, um ihren Nachwuchs in ganz unterschiedlichen Lebensräumen bestmöglich zu schützen. Diese Vielfalt ist nicht nur faszinierend, sondern auch ein Grund dafür, warum Haie seit Hunderten Millionen Jahren zu den erfolgreichsten Meeresbewohnern zählen.
Wenn du Haie besser verstehst, wächst auch dein Respekt vor diesen oft missverstandenen Tieren – und genau das ist der erste Schritt zu ihrem Schutz.
Solltest du einem Hai beim Tauchen sehen empfehlen wir dir das richtige Tauchverhalten für Haibegnungen.
Zuletzt aktualisiert am: 16. Mai 2025
Letzte Aktualisierung am 8.06.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API