Die No-Fly-Time, auf Deutsch auch Flugverbotszeit, bezeichnet die Zeitspanne nach einem Tauchgang, in der das Fliegen unbedingt vermieden werden sollte, um das Risiko einer Dekompressionskrankheit (DCS) erheblich zu reduzieren. Diese Zeit ist essenziell für die Sicherheit jedes Tauchers – unabhängig davon, ob es sich um einen einzelnen Freizeittauchgang oder mehrere Tauchgänge im Rahmen einer Tauchreise handelt.
Was ist die No-Fly-Time?
Beim Tauchen wird durch den erhöhten Umgebungsdruck Stickstoff im Körpergewebe gelöst. Beim Auftauchen wird dieser Stickstoff langsam wieder über die Lunge abgeatmet. Steigt man jedoch zu schnell auf – sei es im Wasser oder in einem Flugzeug – kann sich der gelöste Stickstoff in Form von Gasblasen im Körper bilden. Dies kann zu gefährlichen Symptomen führen, die als Dekompressionskrankheit (Taucherkrankheit) bekannt sind.
Da Flugzeuge in der Kabine einen geringeren Luftdruck haben als auf Meereshöhe (typisch ca. 0,8 bar, entsprechend 2.000–2.400 m Höhe), stellt ein Flug direkt nach dem Tauchen eine hypobare Exposition dar – vergleichbar mit einem weiteren schnellen Aufstieg. Genau deshalb ist eine Wartezeit – die sogenannte No-Fly-Time – zwingend erforderlich.
Wie lange sollte man nach dem Tauchen nicht fliegen?
Die exakte Dauer der Flugverbotszeit hängt von verschiedenen Faktoren ab:
1. Art und Anzahl der Tauchgänge
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Einzelner, nicht-dekompressionspflichtiger Tauchgang: mindestens 12 Stunden
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Mehrere Tauchgänge oder wiederholte Tauchgänge an mehreren Tagen: mindestens 18 Stunden
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Tauchgänge mit Dekompressionsstopps oder technisches Tauchen: mindestens 24 Stunden oder länger
Die Empfehlungen stammen u. a. von der DAN (Divers Alert Network) und anderen internationalen Tauchorganisationen wie PADI, SSI oder CMAS.
2. Persönliche Faktoren
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Alter, Fitness, Flüssigkeitszufuhr und individuelle Anfälligkeit können ebenfalls Einfluss auf die benötigte Erholungszeit nehmen.
3. Tauchtiefe und Dauer
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Je tiefer und länger getaucht wurde, desto mehr Stickstoff wurde aufgenommen – entsprechend verlängert sich die empfohlene No-Fly-Zeit.
Flugverbotszeit Tabelle
Hier findest du eine übersichtliche Tabelle zur Flugverbotszeit nach dem Tauchen, wie sie von führenden Tauchorganisationen (z. B. DAN, PADI) empfohlen wird:
Tauchsituation | Empfohlene Flugverbotszeit (No-Fly-Time) |
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Einzelner, nicht-dekompressionspflichtiger Tauchgang | Mindestens 12 Stunden |
Mehrere Tauchgänge an einem Tag | Mindestens 18 Stunden |
Wiederholte Tauchgänge über mehrere Tage | Mindestens 18–24 Stunden |
Tauchgänge mit Dekompressionsstopps | Mindestens 24 Stunden oder mehr |
Technisches Tauchen / Sättigungstauchgänge | Mehr als 24 Stunden (nach ärztlicher Empfehlung) |
Wie berechnet man die No-Fly-Zeit?
Moderne Tauchcomputer (egal ob fortgeschrittene oder Modelle für Anfänger) bieten heute eine automatische Anzeige der No-Fly-Zeit nach dem letzten Tauchgang. Diese Funktion ist besonders hilfreich und individuell auf den jeweiligen Tauchverlauf abgestimmt. Einige Geräte blenden sogar ein Flugzeug-Symbol ein, solange die Flugverbotszeit noch aktiv ist.
Falls kein Tauchcomputer verwendet wurde, sollte man sich an die konservativen Richtlinien halten:
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Mindestens 24 Stunden warten, wenn mehrere Tauchgänge gemacht wurden.
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Bei Tauchurlauben ist es ratsam, den letzten Tauchtag flugtauchfrei zu planen.
Warum ist das Einhalten der Flugverbotszeit beim Tauchen so wichtig?
Die Dekompressionskrankheit kann im schlimmsten Fall zu bleibenden neurologischen Schäden oder sogar zum Tod führen. Auch wenn die Symptome oft verzögert auftreten, können sie durch das Fliegen ohne ausreichende Entsättigung deutlich begünstigt werden. Typische Symptome sind:
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Gelenkschmerzen („Taucherarm“ oder „Taucherbein“)
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Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen
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Hautveränderungen oder Kribbeln
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In schweren Fällen: Lähmungen oder Bewusstlosigkeit
Die Flugverbotszeit ist somit keine Empfehlung, sondern ein unverzichtbarer Teil der Tauchersicherheit.3
Tipps für sicheres Fliegen nach dem Tauchen:
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Plane den letzten Tauchtag mindestens 24 Stunden vor dem Abflug.
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Vermeide Alkohol und Dehydrierung – trinke ausreichend Wasser.
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Steige nicht auf hohe Bergstraßen oder Pässe nach dem Tauchen (auch diese stellen eine Druckverringerung dar!).
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Vertraue deinem Tauchcomputer, aber bleibe im Zweifelsfall konservativ.
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Im Ernstfall: Symptome sofort ärztlich abklären lassen – am besten in einer Druckkammer-Klinik.
Die No-Fly-Time ist ein zentraler Sicherheitsfaktor beim Sporttauchen. Wer sie ignoriert, riskiert ernsthafte Gesundheitsschäden. Wer sie beachtet, kann hingegen entspannt und sicher reisen. Also: Plane deine Tauchgänge so, dass zwischen deinem letzten Abtauchen und dem Abheben ins Flugzeug mindestens 18–24 Stunden liegen – besonders bei Tauchurlauben mit mehreren Tauchgängen.