Muränen sehen mit ihrem schlangenartigen Körper, dem starren Blick und den spitzen Zähnen ganz schön furchteinflößend aus, vor allem, wenn man ihnen beim Tauchen oder Schnorcheln plötzlich gegenübersteht. Aber steckt hinter dem finsteren Grinsen wirklich eine Gefahr für uns Menschen? Oder ist die Angst vor der Muräne bloß ein Mythos aus der Unterwasserwelt? In diesem Beitrag schauen wir uns an, wie gefährlich Muränen wirklich sind und worauf man bei einer Begegnung achten sollte.
🐍 Was ist eine Muräne überhaupt?
Muränen gehören zur Familie der aalartigen Fische und wirken auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Schlange und Fisch. Kein Wunder, dass viele sie unheimlich finden. Es gibt über 200 verschiedene Arten, die weltweit in tropischen und subtropischen Meeren leben. Besonders häufig trifft man sie im Korallenriff, wo sie sich gerne in Felsspalten, Höhlen oder zwischen Korallen verstecken.

✅ Du kannst Muränen vorallem beim Tauchen oder Schnorcheln in Regionen wie dem Roten Meer, der Karibik oder Südostasien begegnen.
Die Tiere sind meist nachtaktiv, tagsüber sieht man oft nur den Kopf aus einer Felsspalte ragen. Häufig geöffnetem Maul, was bedrohlich aussieht, aber tatsächlich nur der Atmung dient. Von Mini-Muränen mit 20 cm bis zu Giganten mit über 3 Metern ist alles dabei. Besonders bekannt ist die Mittelmeer-Muräne (Muraena helena) und die braune Muräne (Gymnothorax unicolor) mit ihrem auffälligen Muster.
Sind Muränen für Menschen wirklich gefährlich?
Die kurze Antwort: Muränen sind in der Regel nicht gefährlich für Menschen, zumindest nicht, wenn man weiß, wie man sich verhält. Die Tiere sind von Natur aus eher scheu und meiden den Kontakt, solange sie sich nicht bedroht fühlen. Wer ihnen mit Respekt begegnet, hat also nichts zu befürchten.
📌 Muränenbisse passieren fast immer aus Versehen, zum Beispiel wenn ein Taucher seine Hand in eine Felsspalte steckt oder die Muräne beim Füttern die Finger mit Nahrung verwechselt. In solchen Fällen verteidigt sie sich instinktiv. Ein aktiver Angriff aus dem Nichts ist extrem selten.
🚫 Häufige Ursachen für Zwischenfälle:
- Unvorsichtiges Hantieren in Höhlen oder Spalten
- Fütterung durch Menschen (z. B. Tourguides)
- Reizende Lichtquellen oder schnelle Bewegungen
🧠 Mein Tipp: Wenn dir eine Muräne begegnet, bleib ruhig und beweg dich langsam weiter. Hektik oder grelle Tauchlampen wirken oft bedrohlicher als du denkst. Ruhe und Abstand sind der beste Schutz.
Wie stark ist ein Muränenbiss?
Ein Biss von einer Muräne ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Er ist aber er ist auch nicht automatisch lebensgefährlich. Was ihn besonders macht: Muränen besitzen einen Doppelkiefer, ähnlich wie im Science-Fiction-Film „Alien“. Neben dem Hauptkiefer gibt es einen sogenannten Schlundkiefer, der blitzschnell nach vorne schnappt, um Beute zu fixieren.

Ihre Zähne sind spitz, gebogen und messerscharf, perfekt zum Greifen, aber nicht zum Kauen, daher bleibt eine Beute oft hängen. Genau das macht auch einen versehentlichen Biss so unangenehm: Er kann tiefe Risse und Verletzungen verursachen.
📌 In Erfahrungsberichten berichten Taucher von:
- tieferen Wunden, die genäht werden mussten
- teils abgerissenen Hautstücken (vor allem an Fingern)
- seltener, aber möglich: abgetrennte Gliedmaßen bei großen Arten
Besonders tückisch: Im Maul der Muräne tummeln sich viele Bakterien, daher ist das Infektionsrisiko nach einem Biss relativ hoch, wenn die Wunde nicht sofort gereinigt und ärztlich versorgt wird.
💡 Auch wenn solche Vorfälle selten sind: Nie versuchen, eine Muräne zu füttern oder zu streicheln. Aber das sollte als Taucher eigentlich (bzw. hoffentlich) selbstverständlich sein.
Wie verhalte ich mich richtig bei einer Begegnung?
Wenn dir beim Tauchen oder Schnorcheln eine Muräne begegnet, ist das erstmal ein faszinierender Moment. Er sollte unbedingt mit Respekt behandelt werden sollte. Muränen sind keine aggressiven Räuber, aber sie verteidigen ihr Revier, wenn sie sich bedroht fühlen. Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln kannst du Konflikte ganz leicht vermeiden.
✅ Du solltest:
- Abstand halten, besonders wenn die Muräne in ihrer Höhle liegt
- langsame, ruhige Bewegungen machen
- eine Tauch- oder Videolampe nicht direkt ins Gesicht des Tieres richten
- im Zweifel einen lokalen Guide dabei haben, der das Gebiet kennt
🚫 Du solltest nicht:
- in Felsspalten oder Höhlen greifen – da könnten sich Muränen verstecken
- die Tiere füttern oder anfassen (auch nicht mit Handschuhen!)
- hektisch herumschwimmen oder das Tier verfolgen
- dich zu nah heranwagen – für das perfekte Foto lohnt sich das Risiko nicht
💡 Wenn du dir unsicher bist oder in einer muränenreichen Region tauchst, empfiehlt sich ein erfahrener Tauchguide. Der weiß, wo Muränen vorkommen und wie man ihnen sicher begegnet.
Unterschätzte Tiere mit wichtigen ökologischen Aufgaben
Ökologisch erfüllen Muränen eine wichtige Rolle im Riff:
- Sie halten das Gleichgewicht, indem sie kranke oder schwache Tiere fressen
- Als Räuber in mittlerer Position sorgen sie dafür, dass sich keine Tierart zu stark vermehrt
- Sie nutzen Höhlen und Spalten – und machen damit Lebensraum für kleinere Tiere frei
Im Vergleich zu anderen Meerestieren wie dem Feuerfisch (hochgiftig bei Berührung) oder dem Barrakuda (blitzschneller Jäger) sind Muränen also deutlich harmloser, wenn man ihnen nicht zu nahe kommt.
Häufige Fragen
Als erfahrener Taucher der die Tiere schon oft gesehen habe, beantworte ich dir die wichtigsten Fragen:
Nein, der Biss an sich ist nicht giftig. Allerdings befinden sich im Maul der Muräne viele Bakterien, sodass es nach einem Biss schnell zu Entzündungen oder Infektionen kommen kann. Eine schnelle Wundversorgung ist daher wichtig.
Nur, wenn man sich zu nah und unvorsichtig nähert. Muränen beißen aus Verteidigung – nicht aus Angriffslust. Mit Respekt und Abstand sind sie für Menschen in der Regel nicht gefährlich.
Die sogenannte Braune Muräne (häufige Bezeichnung für verschiedene Arten) ist nicht giftig, sieht aber durch ihre Größe und Färbung oft bedrohlich aus. Auch hier gilt: Abstand halten, dann passiert nichts.
Ja, einige Muränenarten werden in bestimmten Regionen gegessen – etwa im Mittelmeerraum oder in Asien. Allerdings können einige Arten toxisches Fleisch enthalten (z. B. Ciguatoxin), das nicht ungefährlich ist. Daher ist beim Verzehr Vorsicht geboten.
Die größte bekannte Art ist die Riesenzackenmuräne (Gymnothorax javanicus). Sie kann bis zu 3 Meter lang und über 30 Kilogramm schwer werden.
Nein, auch wenn sie so aussieht. Muränen gehören zur Ordnung der Aalartigen, sind aber nicht mit dem europäischen Aal verwandt. Sie sind eine eigene Familie mit vielen verschiedenen Arten.
Fazit: Muräne gefährlich oder Imageproblem?
Ich selbst habe auf meinen Tauchgängen in Ägypten schon viele Muränen gesehen, da sie ja besonders im Roten Meer ziemlich häufig sind. Ein Erlebnis ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben: Eine große Muräne kam plötzlich komplett aus ihrer Höhle heraus und schlängelte sich über den Meeresboden:

Beeindruckend und ja, ein bisschen Respekt war da schon dabei 😛 Trotzdem hatte ich nie Angst, solange ich mich ruhig verhalten und den nötigen Abstand gehalten habe. Gerade beim Filmen mit GoPro oder Fotografieren mit Unterwasserkamera ist Vorsicht geboten: Wenn man zu nah ranzoomt, kann es schnell passieren, dass sich das Tier bedrängt fühlt und dann kann ein Schnappen ganz schnell gehen.
💡 Mein persönlicher Rat: Muränen sind faszinierende Tiere mit einem schlechten Ruf. Wer ihnen mit Ruhe, Respekt und Abstand begegnet, wird mit einem einmaligen Naturerlebnis belohnt.