Die Salem Express zählt zu den bekanntesten und umstrittensten Wracks im Roten Meer. Am 16. Dezember 1991 sank die Fähre nahe Safaga in Ägypten und riss Hunderte Menschen in den Tod. Für Taucher ist das Wrack heute ein Ort zwischen Faszination und Respekt. Wer heute dort taucht, spürt sofort diese Mischung aus Faszination und Respekt: ein riesiges Schiff, das fast unversehrt auf dem Meeresgrund liegt, und gleichzeitig ein Mahnmal an eine Katastrophe, die bis heute nachwirkt.
Die Geschichte der Salem Express
Die Salem Express entstand 1964 in einer französischen Werft. Einige Jahre später wechselte sie nach Ägypten, wo sie als Fährschiff im Roten Meer eingesetzt wurde. Besonders zur Hadsch (islamische Pilgerfahrt) war das Schiff voll mit Pilgern, die von Mekka zurückkehrten.

Am Abend des 15. Dezember 1991 machte sich die Fähre von Jeddah aus auf den Weg. An Bord waren Hunderte Familien mit Kindern, dazu Gepäck und Fahrzeuge. In der Nacht zum 17. Dezember zog ein schwerer Sturm auf. Der Kapitän wählte eine direkte Route entlang des Riffs Shaab Sheer. Sie war kürzer, galt aber als riskant. Wenige Minuten nach Mitternacht rammte die Salem Express das Riff und sank in kürzester Zeit.
Viele Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt in ihren Kabinen. Für die meisten gab es kein Entkommen. Offiziell spricht man von etwa 470 Todesopfern. Andere Quellen nennen über 1.000, manche sogar bis zu 1.600. Nur rund 180 Personen überlebten. Auch der Kapitän kam ums Leben. Er wird bis heute für seine Entscheidung, die gefährliche Abkürzung zu nehmen, stark kritisiert. Das Unglück gilt als eine der schwersten Katastrophen im Roten Meer.
Salem Express und die Tragödie der Leichen
Nach dem Untergang 1991 war das Wrack lange Zeit für Taucher tabu. Viele der Opfer konnten nicht geborgen werden und blieben im Inneren eingeschlossen. Für die Angehörigen war das Schiff damit nicht nur ein Wrack, sondern ein Grab auf dem Meeresgrund.
Immer wieder gab es Diskussionen über das Bergen der Leichen. Manche forderten eine vollständige Bergung, um den Verstorbenen eine Bestattung an Land zu ermöglichen. Andere sahen es als pietätlos an, wenn das Wrack geöffnet und so die Ruhe der Toten gestört worden wäre. Bis heute ist dieser Punkt nicht eindeutig geklärt und wird von verschiedenen Seiten sehr unterschiedlich bewertet.
👉 Wer die Salem Express betaucht, bewegt sich daher an einem Ort, der weit mehr ist als nur ein Tauchspot. Viele Taucher sprechen davon, dass man hier besonderen Respekt zeigen sollte. Dazu gehört, keine Kabinen zu betreten und die Tragödie nicht als „Attraktion“ zu betrachten. Das Wrack ist nicht nur Geschichte, sondern auch ein Mahnmal.
Wrack-Location: Wo liegt die Salem Express?
Die Salem Express liegt am Riff Shaab Sheer, nur wenige Kilometer südlich des Hafens von Safaga. Vom Hafen aus dauert die Bootsfahrt etwa eine Stunde. Der Spot wird aber auch ab Marsa Alam oder Hurghada angefahren. Für viele Tauchbasen in Safaga gehört das Wrack zum festen Programm. Auch Safari-Boote* steuern den Spot regelmäßig an.
🗺️ Lage | Shaab Sheer Riff, südlich von Safaga |
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⏱️ Anfahrt | ca. 1 Stunde Bootsfahrt ab Safaga |
Koordinaten | 26°38’22″N 34°03’39.9″E |
🌊 Tiefe | 15–32 Meter |
👁️ Sichtweite | 20–40 Meter, wetterabhängig |
💨 Strömung | meist moderat, am Riff verstärkt |
🌊 Geografische Lage
Das Wrack ruht direkt an der Außenkante des Riffs. Dadurch ist es leicht erreichbar, aber auch etwas exponiert gegenüber Strömung und Wellen.
🤿 Tiefe und Bedingungen
Die Oberkante beginnt schon in rund 15 Metern. Der tiefste Punkt liegt bei etwa 32 Metern. Damit ist die Salem Express sowohl für erfahrene Sporttaucher als auch für technische Tauchgänge interessant.
👁️ Sichtverhältnisse
Die Sichtweite beträgt meist 20–40 Meter. Bei starkem Wind und aufgewühltem Wasser kann sie aber auch deutlich schlechter sein.
💡 Mein Tipp: Plane den Tauchgang am besten am Morgen, wenn das Meer ruhiger ist und die Sicht am besten. Später am Tag kann Wind die Bedingungen schnell verschlechtern.
Tauchen an der Salem Express
Das Wrack der Salem Express ist nicht nur riesig, sondern auch außergewöhnlich gut erhalten. Wer hier abtaucht, spürt sofort die Mischung aus Faszination und Respekt.
🎓 Anforderungen an Taucher
Die Salem Express liegt zwischen 15 und 32 Metern Tiefe. Den oberen Bereich kannst du mit AOWD-Level (Advanced Open Water Diver) bereits sicher betauchen. Wer in die tieferen Sektionen möchte, sollte Erfahrung im Wracktauchen und gute Tarierung mitbringen.
👉 Besonders bei Strömung oder schlechter Sicht ist ein lokaler Guide Pflicht. Penetration ins Innere wird nur sehr erfahrenen Wrack- oder Tec-Tauchern empfohlen.

⚓ Highlights des Wracks
- Bug & Rampe: Der markante Bug mit der schweren Laderampe ist eines der eindrucksvollsten Motive. Viele Taucher starten hier ihre Runde.
- Brücke & Steuerhaus: Der Bereich der Kommandobrücke ist noch klar zu erkennen und vermittelt einen Eindruck davon, wie das Schiff einst gesteuert wurde.
- Schornstein & Rettungsboote: Der seitlich abgebrochene Schornstein liegt im Sand und ist ein beliebter Orientierungspunkt. Auch Überreste von Rettungsbooten erinnern an die Katastrophe.
- Kabinen & Decks mit Relikten: In den oberen Bereichen sieht man Fenster, Gänge und verstreute persönliche Gegenstände von Koffern bis hin zu Schuhen. Manche Relikte wirken fast so, als wären sie erst gestern zurückgelassen worden.
- Korallenbewuchs & Fischleben: Über die Jahre hat das Wrack sich in ein künstliches Riff verwandelt. Glasfische, Muränen, Barrakudas und bunte Korallen verleihen der Szenerie etwas Lebendiges. Ein starker Kontrast zur tragischen Geschichte.


💡 Mein Tipp: Starte mit einem ersten Tauchgang rund um das Wrack. Nimm dir Zeit für Bug, Schornstein und Relikte. Beim zweiten Tauchgang kannst du dann Details wie Korallenbewuchs und Fischschwärme bewusst genießen.
🕯️ Die besondere Atmosphäre
Viele Taucher beschreiben die Salem Express als „stillen Ort“. Anders als bei anderen Wracks steht hier nicht Abenteuer, sondern Nachdenklichkeit im Vordergrund. Das Schiff wirkt fast unversehrt, gleichzeitig weiß man, dass sich im Inneren eine menschliche Tragödie abgespielt hat. Diese Kombination macht den Tauchgang zu einem Erlebnis, das man nicht vergisst.
Risiken und Sicherheit beim Wracktauchen
Ein Wracktauchgang klingt spannend. Er bringt aber immer Risiken mit sich. Die Salem Express macht da keine Ausnahme. Gerade wegen ihrer Größe und Geschichte ist hier besondere Vorsicht gefragt.
🚧 Enge Räume und Penetration
Das Betreten der Kabinen ist gefährlich. Schon kleine Bewegungen wirbeln Sediment auf und nehmen dir in Sekunden die Sicht. Viele Relikte wirken verlockend, doch ein Flossenschlag kann reichen, um dich in Not zu bringen. Ohne spezielle Wrack- oder Tec-Ausbildung sollte niemand in das Innere gehen.
🌊 Strömung und offene Lage
Das Wrack liegt direkt an der Außenkante des Riffs Shaab Sheer. Strömung ist hier keine Seltenheit. Wer nicht aufmerksam bleibt, kann leicht abgetrieben werden. Beim Auftauchen unbedingt die Boje setzen und in Buddy-Nähe bleiben.
⏱️ Tiefe und Nullzeit
Der obere Teil beginnt bei 15 Metern. Viele spannende Bereiche liegen tiefer, oft bei 25 bis 30 Metern. Damit verkürzt sich die Nullzeit deutlich. Wer hier die Zeit nicht im Blick behält, riskiert ernste Probleme.
🧠 Emotionale Belastung
Die Atmosphäre an der Salem Express ist besonders. Relikte, persönliche Gegenstände und das Wissen um die Tragödie können bedrückend wirken. Einige Taucher berichten von Unruhe oder Beklemmung. Auch das kann zur Gefahr werden.
🛡️ Sicherheitstipps für die Salem Express
- Nur mit Guide oder erfahrener Gruppe tauchen
- Kabinen und enge Räume meiden
- Nullzeit im Blick behalten
- Ständig Kontakt zum Buddy halten
- Keine Relikte berühren oder mitnehmen
💡 Mein Tipp: Mach die Salem Express nicht zu deinem ersten Wracktauchgang. Übe vorher an kleineren Wracks. So bist du besser vorbereitet und kannst das Erlebnis sicherer genießen.
Häufige Fragen
Hier beantworte ich dir die wichtigsten Fragen rund um das Tauchen an der Salem Express.
Nein. Das Wrack liegt zwischen 15 und 32 Metern Tiefe. Du brauchst mindestens ein AOWD-Brevet und solltest Erfahrung mit Strömung und Wracktauchgängen haben.
Am angenehmsten sind Frühling und Herbst. Das Wasser hat dann 24–28 °C und die Sicht ist meist sehr gut. Im Winter ist es etwas kühler, im Sommer oft windiger.
Technisch ja, empfohlen wird es nicht. Das Innere ist eng, dunkel und voller Sediment. Ohne spezielle Ausbildung und Wrack-Erfahrung solltest du draußen bleiben.
Bleib immer bei deinem Guide und halte Kontakt zum Buddy. Achte auf deine Nullzeit und respektiere, dass die Salem Express auch ein Grab ist. Keine Relikte berühren oder mitnehmen.
Ja. Viele Opfer konnten nicht geborgen werden. Deshalb gilt das Wrack für viele Taucher als Mahnmal und wird mit besonderem Respekt betaucht.
Die Oberkante beginnt bei ca. 15 Metern. Der tiefste Punkt liegt in rund 32 Metern.
Die meisten Tauchbasen in Safaga bieten Tagesausfahrten an. Von Safaga-Hafen dauert die Anfahrt per Boot etwa eine Stunde. Auch Safari-Schiffe haben das Wrack oft im Programm.
Fazit: Salem Express – ein Wrack zwischen Faszination und Respekt
Die Salem Express ist mehr als nur ein Wrack. Sie beeindruckt durch ihre Größe und den guten Erhaltungszustand, gleichzeitig erinnert sie an eine der größten Tragödien im Roten Meer. Wer hier taucht, spürt beides: die Faszination für das Schiff und die Schwere seiner Geschichte.
Für Taucher ist die Salem Express ein Erlebnis, das Respekt verlangt. Achte auf deine Sicherheit, halte dich an die äußeren Bereiche und vergiss nicht, dass das Wrack auch ein Grab ist. Wenn du mit dieser Haltung abtauchst, wird der Tauchgang zu einem der eindrücklichsten deiner Laufbahn.
💡 Mein Tipp: Lass dir nach dem Tauchgang Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Viele Taucher empfinden es als hilfreich, den Tauchgang mit ihrem Buddy oder Guide nachzubesprechen 🙂
Zuletzt aktualisiert am: 28. August 2025